Am Samstag startet in der Innenstadt ein fünftägiges Protestcamp der Initiative „Schlafen statt Strafen“ gegen Diskriminierung und Verdrängung von obdachlosen Menschen in Dortmund. Das Ziel: Aufmerksamkeit schaffen für die schwierige Lage von Obdachlosen. Die GRÜNE Ratsfraktion kündigt an, mit den Beteiligten des Protestcamps das Gespräch zu suchen.
„Es ist gut, dass damit der Fokus auf die Situation obdachloser Menschen in Dortmund gerichtet wird. Die Aktionen und Überlegungen der letzten Monate von Verwaltung und Handel mit dem sogenannten „Weckdienst“ für Obdachlose und einem privaten nächtlichen Sicherheitsdienst erwecken den Eindruck, es gehe in erster Linie um eine Vertreibung der betroffenen Menschen aus der Innenstadt statt um die Verbesserung ihrer Situation. Das ist nicht unser GRÜNER Ansatz“, kommentiert Jenny Brunner, Ratsmitglied der GRÜNEN, die Protestcamp-Aktion.
Insgesamt sind aus Sicht der GRÜNEN Ratsfraktion die Möglichkeiten zur Vermeidung von Obdachlosigkeit und zur Versorgung von Wohnungslosen noch nicht ausgeschöpft. Jenny Brunner: „Das Ziel auf EU-, Bundes- und Landesebene ist es, Obdachlosigkeit bis 2030 zu überwinden. Deswegen müssen auch wir in Dortmund alles daransetzen, dass jeder Mensch ein Dach über dem Kopf hat. Klar ist, dass es an einigen Stellen Handlungsbedarf gibt. Das betrifft zum Beispiel die Übernachtungsmöglichkeiten in der Männer- und Frauenübernachtungsstelle. Es gibt eine Diskrepanz zwischen freien Plätzen in den Einrichtungen einerseits und sichtbaren Übernachtungen im Freien andererseits. Das muss sich ändern.“
Wer keinen sogenannten Übernachtungsschein mit einer Zusage der Kostenübernahme durch das Jobcenter oder das städtische Sozialamt vorweisen kann, muss bis auf die erste Nacht für weitere Übernachtungen in den Einrichtungen zahlen. Das betrifft neben Obdachlosen aus anderen Städten vor allen Dingen Obdachlose aus dem EU-Ausland. Für viele Menschen stellt das eine finanziell nicht zu leistende Belastung dar. Eine Folge ist die sichtbare Zunahme von Übernachtungen im Freien.
„Wir haben dazu eine entsprechende Anfrage im Sozialausschuss gestellt. Die Verwaltung soll darlegen, wie hoch sie die Kosten einer generellen kostenfreien Übernachtung der betroffenen Gruppe schätzt und welche anderen Hilfestellungen diesen Personen angeboten werden. Und auch mit der Umsetzung des Konzeptes „Housing First“ muss endlich begonnen werden. Seit fast zwei Jahren warten wir auf ein Konzept der Verwaltung, um wohnungslose Menschen direkt in Wohnungen mit eigenem Mietvertrag unterzubringen – ohne die Bedingung, dass sie vorher eine „Wohnfähigkeit" nachweisen müssen. Darauf werden wir weiter drängen. Unser Ziel ist es, Housing First in einem größeren Umfang als zusätzliches Instrument der Wohnungslosenhilfe in Dortmund zu etablieren“, so Jenny Brunner abschließend.