Für die GRÜNEN im Rat ist der massive Polizeieinsatz auf der Ravensberger Straße am Mittwochabend nicht hilfreich für die Lösung der vorhandenen Probleme.
Ingrid Reuter, Fraktionssprecherin der GRÜNEN: „Der Polizeipräsident will die vollständige und ersatzlose Schließung des Straßenstrichs und zieht seinen Kurs schon im Vorfeld einer Entscheidung des Rates ohne Rücksicht auf Verluste durch. Die Polizeiaktion am Mittwoch hatte eine ganz andere Qualität als die bisherigen Kontrollen, die in der Vergangenheit durch das zuständige Kommissariat auf der Ravensberger Straße durchgeführt wurden, teilweise sogar ein- bis zweimal in der Woche. Dabei war es neben der Kontrolle der Frauen das Ziel, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen, um als Ansprechpartner bei Problemen und Bedrohungen zu dienen. Mit einem Vorgehen wie am Mittwochabend besteht allerdings die Gefahr, dass die Frauen die Polizei zukünftig nicht mehr als Freund und Helfer betrachten, dem sie sie sich anvertrauen können. Es ist bezeichnend, dass auch die Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle KOBER nicht vorab über eine Aktion in dieser Größenordnung informiert worden sind. Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Hilfsorganisationen vor Ort scheint der Polizei inzwischen egal zu sein. Der Polizeipräsident verabschiedet sich damit vom bisher praktizierten Dortmunder Modell. Wir sehen die Gefahr, dass sich die Straßenprostitution in die unübersichtlichen Ecken und Kneipen der Wohnbezirke verlagern wird. Das ist dann kaum mehr zu kontrollieren und sorgt weder für mehr Sicherheit in der Nordstadt noch für mehr Sicherheit der Prostituierten. Wer alles andere als eine alternativlose Schließung ablehnt, darf sich nachher nicht wundern, wenn er statt eines „Straßenstrichs light“ die „Illegalität heavy“ bekommt.“
Ulrich Langhorst, Ratsmitglied und Mitglied im Sozialausschuss: „Dass die Polizei gegen zunehmende Kriminalität und Zwangsprostitution aktiv werden muss, steht doch vollkommen außer Frage. Hier muss es genauso weitere Maßnahmen geben wie im sozialpolitischen Bereich mit zusätzlichen Auffangklassen für Kinder und menschenwürdigem Wohnraum. Der Zusammenhang zwischen dem Straßenstrich auf der Ravensberger Straße und der Zunahme der Kriminalität ist aber durchaus strittig. Das sieht ja auch Sozialdezernentin Birgit Zoerner so, wenn sie davor warnt, dass eine Schließung der Ravensberger Straße ohne Alternative letztendlich nur negative Auswirkungen für die dort arbeitenden Frauen haben wird, ohne dass sich ansonsten etwas ändert. Dieser Meinung war bis vor kurzem übrigens auch der Oberbürgermeister. In einem Interview Ende Februar vertrat er die Auffassung, dass mit einer Schließung des Straßenstrichs die auch damals schon bekannte Kriminalität nicht verschwindet. Er hat sich in seiner Einschätzung in Schnellschussmanier um 180 Grad gedreht und ist auf Hetmeier-Linie gebracht worden. Die Problematik ist aber zu ernst und zu kompliziert für solche Schnellschüsse.“
Ingrid Reuter und Ulrich Langhorst: „Wir schließen uns als GRÜNE der Auffassung der Hilfsorganisationen und der Sozialdezernentin an: Auch eine temporäre Schließung darf nicht ohne Perspektive für die weitere Zukunft des Straßenstrichs erfolgen. Dazu haben wir inzwischen eine Prüfung anderer Standorte beantragt.“