Urbanes Gärtnern in Dortmund
Schon jetzt gibt es in Dortmund zahlreiche urbane Gartenprojekte. Den Anfang machte die „UrbanOase“ des Vereins Die Urbanisten e. V. 2012 im Unionviertel. Das Projekt wurde als Quartiersfondsprojekt gefördert, inzwischen fördert die Stadt auch weitere Projekte in verschiedenen Dortmunder Vierteln.
Die Entstehung und Ausrichtung der Projekte ist dabei sehr unterschiedlich: Im Union Gewerbehof realisierten die Urbanisten ein Aquaponik-System, eine Verbindung aus Fischzuchtanlage und Gewächshaus. Für das Ruhrgebiet gerade deshalb eine gute Lösung, weil Aquaponik-Anlagen in allen Größen und selbst an Standorten mit belastetem Boden möglich sind.
Das Projekt „Westgarten“ wurde von uns GRÜNEN initiiert und entstand mit Beratung der Urbanisten ebenfalls im Unionviertel. Mittlerweile wird der Westgarten von der Bezirksvertretung Dortmund Innenstadt-West und dem Bundesumweltministerium im Rahmen der Initiative „Kurze Wege für den Klimaschutz“ gefördert.
Ein Zwischennutzungsprojekt ist „TANDEM – zusammen gehen – gemeinsam ankommen“, das eine brachliegende städtische Grünfläche an der Rheinischen Straße nutzt. Das Begegnungsprojekt bringt beispielsweise beim Bau von Hochbeeten und beim gemeinsamen Kochen Menschen mit und ohne Migrationshintergrund zusammen.
In der Nordstadt findet sich der Bürgergarten „Kleine Heroldwiese“, der die Verschönerung des Wohnumfeldes mit sozialem Miteinander verbindet und auch Institutionen im Quartier wie Kinderstuben, Kitas, Grundschule einbezieht. Leider stockt hier die Fortführung, weil das Engagement der Nachbar*innen zu gering ist.
Im Stadterneuerungsgebiet Hörde gibt es zudem Bestrebungen, mit Anpflanzungen von Gemüse und Obst die sogenannte „Essbare Stadt“ aufzubauen. So ging beispielsweise aus der Aktion „Querbeet Hörde – Ernte Deine Stadt“ der Gemeinschaftsgarten Schallacker auf der Brachfläche eines ehemaligen Freibads hervor.
Bei der Neugestaltung der Grünfläche Seekante in Hörde prüfte die Verwaltung, ob sich dort Obstgehölze wie Walnussbäume, Apfelbäume und Johannisbeersträucher anpflanzen lassen. Leider scheiterte der Versuch daran, dass die Fläche - wie so viele andere - nicht frei von Altlasten ist. Auch wurde überlegt, die Mittelinseln der neuen Kreisverkehre mit Gemüse zu bepflanzen. Doch aufgrund von Autoabgasen und der Gefahr, dass querende Fußgänger zu Schaden kommen könnten, wurden diese Ideen aufgegeben.
Mehr Unterstützung von Bottom-up-Initiativen
Die meisten Projekte gehen aus Bürger*innen-Initiativen hervor und werden von der Verwaltung begleitet. Auch die Stadt selbst schiebt inzwischen urbanes Gärtnern an, um damit soziales Miteinander zu fördern. Die Projekte sind oft jedoch nicht mit ausreichend Mitteln bzw. Personal ausgestattet, um die vorhandenen Potenziale ausschöpfen zu können.
Das von Anwohner*innen selbstinitiierte Stadtteilprojekt „Tante Albert“ in der Albertstraße ist aus GRÜNER Sicht deswegen als besonders nachahmenswert hervorzuheben. Ziel von „Tante Albert“ ist es, mittels gemeinsamem Urban Gardening und Foodsharing sowohl den Austausch unter den unmittelbaren Nachbar*innen des Gartens zu stärken als auch einen grünen Anlaufpunkt für das gesamte Quartier anzubieten, in dem man kreativ tätig werden kann. 15 bis 20 Mitglieder engagieren sich im Projekt aktiv und regelmäßig, ungefähr 50 Personen sind im erweiterten Kreis organisiert. Das Projekt wurde auch von der zu dem Zeitpunkt noch zuständigen Dezernentin Jägers als gelungenes Beispiel für zivilgesellschaftliche Selbstorganisation und basisdemokratisches Engagement gelobt. Gerade solche Bottom-up-Vorhaben eigneten sich aus ihrer Sicht auch als anschauliche Blaupausen für den Masterplan Kommunale Sicherheit.
Wir GRÜNE haben in einer Anfrage angeregt, weitere Projekte dieser Art in der Stadt zu realisieren bzw. den Initiativen Freiflächen und Freiräume zu vermitteln. So können möglichst viele Bürger*innen in die Gestaltung von Stadt einbezogen werden. Es wird gelebte Nachbarschaft gefördert und damit das Sicherheitsgefühl im Quartier gestärkt.
Urbane Landwirtschaft
Ein stadtökologisch besonders zukunftsweisendes Projekt ist „Queerbeet Sozial“. Das Ziel: Es werden mithilfe urbaner Landwirtschaft nachhaltige Ernährungssysteme für das Quartier Hörde geschaffen. Diese sollen die komplette Kette der lokalen Nahrungsmittelproduktion und -verteilung umfassen. Das Projekt wird von der Stadt Dortmund mit 91.600 Euro unterstützt. Bund und Land geben weitere 294.000 Euro dazu, um Brachflächen aufzubereiten und Saatgut und Werkzeuge zu besorgen. Die Stadt stellt zudem für dieses Projekt die Fläche „Am Remberg 126“ unentgeltlich für zunächst zehn Jahre zur Verfügung.
Das Projekt verbindet soziale und ökologische Ziele: Auf der Brachfläche werden zukünftig Arbeitsgelegenheits-Kräfte (AGH-Kräfte) Obst, Gemüse und Kräuter ziehen – und die Erträge wettbewerbsneutral an Bedürftige weitergeben. Die Gärtnerei bildet die Basis für weitere Projekte der urbanen Landwirtschaft in Hörde: So sollen Grün- und Freiflächen mit Beerensträuchern, Obstbäumen und Beeten für Tomaten, Kohl etc. aufgewertet werden. Die Früchte könnten von der Allgemeinheit geerntet und verzehrt werden. In „Mini-Gärten“ erhalten Gartenneulinge Anleitung; im Urlaub greift ein Gieß-Service. Immobilieneigentümer*innen soll die Bewirtschaftung und Gestaltung ihrer Flächen gegen eine Beteiligung am Ertrag angeboten werden. Und schließlich könnten in Hörde weitere Flächen für den Weinbau erschlossen werden. Laut Oberbürgermeister Sierau soll „Queerbeet“ nicht nur Gemüse, sondern auch berufliche Perspektiven und sozialen Zusammenhalt wachsen lassen. Kurze Wege zu den Verbraucher*innen und ein geringer Energieeinsatz verbessern gleichzeitig die CO2-Bilanz der Nahrungsmittelproduktion.
Für uns GRÜNE sind solche Projekte urbaner Landwirtschaft ein guter Schritt. Wir möchten jedoch auch Konzepte der solidarischen Landwirtschaft (Solawis) stärken. Denn Verbraucher-Gemeinschaften wie die Dortmunder Solawi Kümper Heide auf dem Lernbauernhof Schulte-Tigges tragen dazu bei, dass Essen nachhaltiger produziert wird: eine Gruppe von Menschen garantiert die Abnahme der Erzeugnisse und finanziert die Ernte bzw. alles, was notwendig ist, um diese zu erzeugen, vor. So werden das Risiko, die Investitionen und die Ernte zwischen "Konsumenten" und "Produzenten" geteilt.
Bessere Bedingungen schaffen
Damit insbesondere selbstinitiierte urbane Gartenprojekte lebendig bleiben, braucht es bessere Bedingungen seitens der Stadt Dortmund. Möglich ist die finanzielle und personelle Unterstützung ebenso wie die Förderung von Partnerschaften für die Durchführung von Projekten. Ebenso verdienen Gemeinschaftsgärten wie Tante Albert die Anerkennung als gemeinnützige Vereine, um nötige Fördergelder zu bekommen. So kann eine umweltfreundliche Nahrungsmittelversorgung gelingen. Nicht zuletzt ist urbanes Grün angesichts immer intensiver genutzter Agrarflächen auch eine ökologische Zuflucht für bedrohte Arten.
Mehr zu Urban Gardening in Dortmund: https://www.urbaneoasen.de/staedte/dortmund/