Mit dem Wohnungsverkauf der Firma Corestate (frühere Griffin-Group) an das börsennotierte Unternehmen GAGFAH erleben die 650 betroffenen Mieter*innen der Speckestraße und Gerlachstraße in Westerfilde den sechsten Eigentümer in nur zehn Jahren. Das ist allerdings nicht nur ein Problem für die Bewohner*innen, sondern auch vor allem für das integrierte Stadtentwicklungskonzept für Westerfilde/Bodelschwingh.
Ingrid Reuter, Fraktionssprecherin der GRÜNEN im Rat: „Mit der Zukunft dieser Immobilie ist die Zukunft des gesamten Stadtteils verbunden. Die bisherigen, schnell wechselnden Finanzinvestoren haben weder die nötigen Sanierungsmaßnahmen im gewünschten Maß umgesetzt, noch hatten sie Interesse an einer Zusammenarbeit bei der Quartiersentwicklung. Damit ist über lange Zeit ein wichtiger Baustein für die erfolgreiche Umsetzung des Stadtumbauprojekts in Westerfilde weggefallen. Westerfilde braucht deshalb jetzt verlässliche Akteure, die sich daran beteiligen. Dazu gehört vor allem, Geld in die Hand zu nehmen und endlich die nötigen Investitionen in den erworbenen Beständen vorzunehmen.“
Als verantwortungsvolles Wohnungsunternehmen bringen wir uns aktiv in die Gesellschaft ein“, heißt es in der Selbstverpflichtung des Unternehmens, das in der jüngeren Vergangenheit vor allem durch schlechte Presse aufgefallen ist. Die GRÜNEN wollen das Unternehmen jetzt beim Wort nehmen.
Ingrid Reuter: „In einem offenen Brief haben wir die GAGFAH aufgefordert, sich an ihr Leitbild zu halten! Eine nachhaltige Bewirtschaftung der Immobilien und die Entwicklung des Quartiers sind für Westerfilde dringend notwendig. Der Stadtteil braucht die Zusammenarbeit mit verantwortlich wirtschaftenden Wohnungsunternehmen. Und nicht zuletzt ist das Engagement für das Quartier und die mittlerweile sehr verunsicherten Mieter*innen auch für die GAGFAH eine gute Chance, sich als verlässliches Unternehmen gemäß des eigenen Leitbildes am Markt zu positionieren.
Die Enquetekommission „Wohnungswirtschaftlicher Wandel“ hat im vergangenen Jahr die Auswirkungen des Handels mit Wohnungen auf betroffene Mieter*innen deutlich gemacht. Klar wurde dabei auch, dass die Verkäufer immer wieder Rechtslücken suchen, um die Anwendung ordnungsrechtlicher Verfahren zu umgehen oder sich finanzielle Vorteil zu verschaffen, wie im Fall der „Share Deals“, wo durch Teilverkäufe die Zahlung der Grunderwerbsteuer gespart wird. Wir werden deshalb in der nächsten Ratssitzung die Stadt auffordern, den Prozess in Westerfilde aktiv zu begleiten – auch unter Berücksichtigung aller ordnungsrechtlichen Verfahren.“