Nach Ennepetal und Witten ist jetzt auch Dortmund von erhöhten PCB-Werten im Umfeld einer Anlage zur Silikonherstellung betroffen. Darüber hat die Stadt jetzt informiert. Entdeckt wurde der gesundheitsschädliche Stoff im Rahmen einer Sonderuntersuchung, die das Umweltministerium nach Bekanntwerden der PCB-Vorkommen in Ennepetal im Januar dieses Jahres für sämtliche weitere Betriebe dieser Art in NRW angeordnet hatte.
„In Dortmund werden beim Thema PCB direkt Erinnerungen an Envio und damit an einen der größten Umweltskandale in der Geschichte der Stadt wach. Deshalb ist es jetzt besonders wichtig, die Menschen umfassend über die gemessenen Werte und die Auswirkungen auf ihre Gesundheit zu informieren und umgehend alle nötigen Schritte einzuleiten, um die Belastung mit den als krebserregend geltenden Stoffen zu stoppen“, so Ingrid Reuter, Fraktionssprecherin der GRÜNEN im Rat. „Wir begrüßen die aktive Informationspolitik des Umweltamtes und die Einrichtung von Homepage und Hotline für die Bürger*innen. Auch wenn es bisher noch keinen Verdacht einer gesundheitlichen Belastung gibt, kommt es jetzt darauf an, die richtigen Maßnahmen zu ergreifen. Dazu gehört vor allem, dass alle nötigen und möglichen Untersuchungen zum Schutz der Menschen umgesetzt werden - auch Blutuntersuchungen für diejenigen, die das zu ihrer Sicherheit wünschen. Nur so können alle Befürchtungen möglichst ausgeschlossen werden“, so Reuter. „Neben den bisher durchgeführten Messungen sollten zudem die angekündigten weiteren Pflanzenmessungen und Bodenuntersuchungen schnellstens durch Luft- und Staubniederschlagsmessungen, wie sie am Hafen durchgeführt werden, ergänzt werden“.
Nach dem bisherigen Stand der Auswertungen setzen neben den Firmen in Ennepetal, Witten und Dortmund fünf weitere Betriebe in Nordrhein-Westfalen einen Stoff ein, der dazu führt, dass im Rahmen der Produktion PCB freigesetzt wird. Der Nachweis des PCB-Ausstoßes bei silikonverarbeitenden Betrieben scheint jetzt Anlass zu sein, die gesetzlichen Vorgaben für diese Branche endlich neu zu bewerten. Denn während PCB in Deutschland seit 1989 nicht mehr hergestellt oder in den Verkehr gebracht werden dürfen (PCB-Verbotsverordnung), benötigen silikonverarbeitende Betriebe bisher keine immissionsschutzrechtliche Genehmigung.
„Das muss dringend geändert werden“, fordert Ingrid Reuter und ist damit nicht allein. Sowohl Bundes- als auch Landesgrüne haben bereits signalisiert, diese Forderung nachdrücklich voranzutreiben. Eine entsprechende Bundesratsinitiative wurde jetzt auf den Weg gebracht. „Jetzt muss auf Bundesebene die nötige Gesetzesänderung vorgenommen werden, um das PCB-Minimierungsgebot dahingehend weiter zu entwickeln, dass ein Ausstoß komplett vermieden und der Entstehung von PCB als Nebenprodukt einen Riegel vorgeschoben wird. Denjenigen, die seit 30 Jahren neben dem Werk in Dortmund ihren Garten hatten, wird das allerdings wohl nur ein geringer Trost sein.“