In der vergangenen Woche hat der Dortmunder Flughafen die feste Stationierung von drei Maschinen der ungarischen Billigfluglinie Wizz Air als Sternstunde gefeiert. Auch von langjähriger vertrauensvoller Partnerschaft und einem großen Vertrauensbeweis war dabei die Rede. Vielleicht wäre die Freude der Geschäftsführer des Flughafens und der DSW21 etwas leiser ausgefallen, wenn sie zu dem Zeitpunkt schon das Interview mit Wizz Air-Chef József Váradi im „Aero Telegraph“ gelesen hätten. Denn bei der Frage nach seiner Haltung zu Gewerkschaften fand dieser dort aktuell klare Worte: „Gewerkschaften zerstören das Geschäft. Das ist auch eines der Probleme bei Lufthansa. Wenn die Gewerkschaften versuchen, uns zu erwischen, dann schließen wir einfach die Basis und ziehen weiter. Das ist das Schöne bei einer Airline, die so flexibel ist wie unsere: Wir können einfach unsere Flugzeuge zu einem anderen Flughafen verlegen.“
Für die GRÜNEN im Rat sind diese Äußerungen alles andere als eine Sternstunde.
„Wenn der Platzhirsch Wizz Air die Gewerkschaften öffentlich als zerstörerisch bezeichnet, dann ist das eine Brüskierung der Beschäftigten bei Wizz Air und am Flughafen. Es stellt sich die Frage, wie sich die Geschäftsführer des Flughafens und der DSW21 vor diesem Hintergrund eine weitere vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Unternehmen vorstellen“, wundert sich Ingrid Reuter, Fraktionssprecherin der GRÜNEN. „Bei den Verantwortlichen am Flughafen sollten nach diesem Satz die Alarmglocken schrillen. Statt Silberstreif drohen da doch eher sehr dunkle Wolken – sowohl für den Flughafen als auch für die Mitarbeiter*innen.“
Wie einfach es für eine Airline ist, „weiterzuziehen“, haben die Dortmunder*innen in der Vergangenheit schon mehrfach schmerzlich zu spüren bekommen: Sowohl Air Berlin als auch Easy Jet hatten durch die kurzfristige Einstellung ihres Flugbetriebs und den Abzug ihrer Basis den Dortmunder Flughafen in existenzielle Schwierigkeiten gebracht.
„Dabei hat die flexible Politik der Billiglinien nicht nur für einen deutlichen Rückgang der Passagierzahlen, sondern immer auch für den Abbau von Arbeitsplätzen gesorgt“, erinnert sich Ingrid Reuter. „In Dortmund haben wir an vielen Stellen festgelegt, dass gute Arbeit mit fairen Rahmenbedingungen für uns grundlegende Werte sind, sowohl in unseren Vergaberichtlinien als auch in unserem Public Corporate Governance Codex. Ob die enge Verbindung mit Wizz Air für den Flughafen und die dortigen Mitarbeiter*innen mit zukunftsweisender Unternehmensführung vereinbar und tatsächlich eine Sternstunde ist, finden wir mehr als fraglich.“
Hier das gesamte Interview: