Die Fraktionen von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und CDU bitten um Beratung und Beschlussfassung des folgenden Antrags im Ausschuss für Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung, Europa, Wissenschaft und Forschung sowie im Ausschuss für Finanzen, Beteiligungen und Liegenschaften:
Beschlussvorlage
Die Verwaltung wird gebeten,
- die Gründung und den Aufbau einer privaten Stiftung „Azubiwerk Dortmund“ gemeinsam mit der Dortmunder Wirtschaft und ihren Verbänden wie die Industrie- und Handelskammer und die Handwerkskammer voranzutreiben. Ziel der Stiftung ist es, für Auszubildende in Dortmund bezahlbaren Wohnraum zu schaffen und insbesondere junge Auszubildende mit begleitenden Angeboten zu unterstützen.
- zu prüfen, wie die Schaffung eines ersten Azubi-Wohnheims in Trägerschaft der Stiftung „Azubiwerk Dortmund“ durch die Stadt Dortmund durch Zustiftung eines geeigneten Grundstücks in das Vermögen der Stiftung gefördert werden kann.
- zu prüfen, wie ein einmaliger städtischer Beitrag zur Anschubfinanzierung der Stiftung „Azubiwerk Dortmund“ realisiert werden kann.
- ein Konzept zu erarbeiten, wie städtische und in Dortmund ansässige Betriebe einen Beitrag zur Stiftung „Azubiwerk Dortmund“ leisten können.
- pädagogische Angebote für minderjährige Auszubildende, die im Azubi-Wohnheim wohnen werden bzw. Ihre Ausbildung in Dortmund absolvieren, konzeptionell zu entwickeln, um diese in dieser Lebensphase zu unterstützen. Hierbei sollen auch Kooperationen mit Sport- und Jugendvereinen sowie anderen Institutionen wie dem Jugendberufshaus in Betracht gezogen werden.
- zu prüfen, wie ein Kontingent der Plätze im Azubi-Wohnheim für zu gewinnenden ausländischen Nachwuchs bereitgestellt und mit Angeboten wie Sprachkursen unterstützt werden kann.
- den Antrag nach Behandlung im Ausschuss für Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung, Europa, Wissenschaft und Forschung am 26. Januar 2022 entsprechend an den Ausschuss für Finanzen, Beteiligungen und Liegenschaften zur Beratung in seiner Sitzung am 10. Februar 2022 weiterzuleiten und die Ausschüsse für Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung, Europa, Wissenschaft und Forschung und Finanzen, Beteiligungen und Liegenschaften bis spätestens in ihren Sitzungen am 14. September 2022 und 15. September 2022 über den aktuellen Sachstand zu informieren.
Begründung
In Dortmund befinden sich etwa 12.000 junge Menschen in einer dualen Berufsausbildung. Die steigenden Lebenshaltungs- und insbesondere Mietkosten belasten eine Vielzahl der Auszubildenden in erheblichem Maße. Im Durchschnitt liegt die Ausbildungsvergütung im ersten Ausbildungsjahr in NRW nach Angaben des Bundesinstitutes für Berufsbildung (BIBB) bei 871 Euro brutto monatlich (Zahlen aus 2020). Die Ausbildungsvergütungen allein reichen daher häufig nicht aus, die Lebenshaltungskosten voll- und selbstständig zu decken. Die Preise eines Azubi-Wohnheims sollen sich hierbei an den Preisen des Studierendenwerks (ca. 300 € Warmmiete) orientieren.
Um dem Fachkräftemangel insbesondere in der Nachwuchsgewinnung entgegenzuwirken, gilt es, den Anteil der Auszubildenden, die nicht ursprünglich aus Dortmund kommen, zu steigern und diese frühzeitig für die weitere Berufslaufbahn an Dortmund zu binden. Besonders Auszubildende, die nicht aus Dortmund kommen, sehen sich mit hohen Fahrt- und Mietkosten sowie der Konkurrenz auf dem Wohnungsmarkt durch zahlreiche Studierende konfrontiert.
Um mehr Auszubildende für den Dortmunder Wirtschaftsstandort zu gewinnen, soll gemeinsam mit der Industrie- und Handelskammer, der Handwerkskammer und weiteren Unternehmensverbänden eine private Stiftung „Azubiwerk Dortmund“ konzeptioniert, gegründet und aufgebaut werden. In Anbetracht minderjähriger Auszubildender soll unter Beteiligung des Jugendberufshauses sowie von Sport- und Jugendvereinen ein pädagogisches Unterstützungsangebot bereitgestellt werden. Die Unterstützungsangebote für Auszubildende sollen mit den Berufsschulen vernetzt sein und u.a. eine Beratung zur Ausbildungsfinanzierung beinhalten. Zudem sollen Kooperationen mit Sportvereinen und Jugendverbänden entstehen, in denen die jungen Auszubildenden einen guten Ausgleich zu ihrer Arbeit finden können.
Die private Stiftung „Azubiwerk Dortmund“ soll Zustiftungen aus dem Bereich der Wirtschaft und der Stadt Dortmund (und ihrer Töchter) erhalten. Die Anschubfinanzierung zur Bildung des Stiftungskapitals ist so auszugestalten, dass die Stiftung ohne regelmäßige Zuwendungen und ohne Beiträge der Auszubildenden ihre Arbeit aufnehmen und durchführen kann. Perspektivisch soll die Schaffung weiterer Wohnheime und eine Ausweitung der Unterstützungsangebote für Auszubildende durch die Stiftung selbst realisiert werden können. Bei einem Wegfall des Stiftungszweckes oder einer Auflösung der Stiftung fällt das Vermögen an die Stadt Dortmund zurück.
Die Stärkung der beruflichen Bildung, die Verbesserung der wirtschaftlichen Lage der Auszubildenden und die Sicherung des Fachkräftenachwuchses für die Dortmunder Wirtschaft sind erklärte und wichtige Ziele der oben genannten Fraktionen. Mit der Schaffung eines Azubiwerkes wird die Attraktivität des Dortmunder Ausbildungsmarktes in Zeiten des demographischen Wandels gestärkt.
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