Im April noch auf dem vorletzten Platz beim ADFC-Fahrradklima-Test 2018 und jetzt auf dem Weg zum Kopenhagen Westfalens. So stellt sich die Verwaltung die Entwicklung des Radverkehrs in Dortmund vor. Die GRÜNEN im Rat haben allerdings große Zweifel, ob das in absehbarer Zeit tatsächlich gelingen kann. Denn schon seit vielen Jahren kämpft die Fraktion oft vergeblich für die Gleichberechtigung des Radverkehrs in der Stadt. Der Anteil der Radfahrer*innen in Dortmund dümpelte deshalb bisher unveränderlich bei schmalen 6,4 Prozent.
„Es ist gut, dass sich nach unseren jahrelangen Bemühungen nun endlich etwas bewegt. Doch auch mit dem inzwischen erreichten 10-Prozent-Anteil des Radverkehrs ist Dortmund noch weit entfernt von Städten wie Kopenhagen, Amsterdam oder auch Münster“, kommentiert Ingrid Reuter, Fraktionssprecherin der GRÜNEN, die Nachrichten aus der Verwaltung.
„Wer täglich mit dem Rad in die Stadt fährt, weiß auch warum: Auf den oft zu schmalen Radwegen kommen einem vor allem die Lkw bedrohlich nahe. Die auf den Radwegen ,mal eben‘ parkenden Autos und Lieferwagen zwingen zu halsbrecherischen Ausweichmanövern und die Führung durch die unzähligen Baustellen berücksichtigt die Radfahrer*innen kaum. Das Gefühl, mit dem Rad sicher durch die Stadt fahren zu können, scheitert aber vor allem an der unerschütterlichen Vorrangstellung des Autoverkehrs, die durch die bisherigen politischen Entscheidungen immer wieder manifestiert wurde. Wenn Dortmund zum Kopenhagen Westfalen werden soll, dann wird das kein leichter Weg. Und dann muss klar sein, dass es am Ende mehr Platz auf den Straßen für die klimafreundliche Fortbewegung geben muss.“
Kopenhagen hat 200 Kilometer Radschnellwege, eine Vielzahl von separaten Radbrücken, einen Radverkehrsanteil von über 50 Prozent und natürlich auch ein Budget von jährlich 13,5 Millionen Euro -– allein für den Ausbau der Radinfrastruktur. In Dortmund sollen es mal 6 Millionen Euro werden – aber das auch erst im Jahr 2022.
Durch die Verabschiedung von Maßnahmen im Rahmen des Förderprojekts Emissionsfreie Innenstadt, das nicht zuletzt durch die Klage der Deutschen Umwelthilfe auf den Weg gebracht wurde, ist jetzt Bewegung in die Verkehrsplanung gekommen. Aus Grüner Sicht gehen die Vorschläge aber nicht weit genug.
„Eine ganze Spur auf dem Wall für den Radverkehr ist ebenso wenig dabei, wie die Definition grundlegender Qualitätsstandards für Radwege oder eine grüne Welle für den Radverkehr. Dabei liegen die Lösungen auf dem Tisch, andere Städte machen es vor. Auch wenn wir die jetzigen Ansätze sehr begrüßen, fehlt in Dortmund bisher der Mut, grundsätzliche Veränderungen umzusetzen“, erklärt Ingrid Reuter. „Das Auto beherrscht weiterhin das Straßenbild. Wenn wir uns aber wirklich auf den Weg machen wollen, das Kopenhagen Westfalens zu werden, müssen wir bereit sein, andere Prioritäten zu setzen. Zum Beispiel: Fahrradwege statt Parkplätze, weil ein Radweg viel mehr Menschen nützt als ein Parkplatz für eine Person, die ihr Auto 95 Prozent der Zeit dort stehen lässt.“